Hoch hinaus am Rursee beim Sicherheits-Check
Jan Bockhorn greift zum Akkuschrauber und zieht eine Schraube nach. Soweit nichts Ungewöhnliches, doch der 28-Jährige hangelt dabei gut gesichert und routiniert auf acht Metern Höhe. Der Erlebnispädagoge checkt den Hochseilgarten an der Jugendherberge Simmerath-Rurberg, denn nach Ostern beginnt für die Erlebnispädagog*innen der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft hoch3 die Hauptsaison.
Rurberg. „Wir sorgen an der Jugendherberge für erlebnispädagogische Programme. Gruppen können bei uns Erlebnisse buchen, bei denen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über sich hinauswachsen können“, erklärt Jan Bockhorn, der seit Februar die Leitung des hoch3-Standortes Eifel übernommen hat. Kooperationsaufgaben, Bogenschießen, der Kletterturm, Kanufahren, GPS-Wanderungen und eben auch das Klettern im Hochseilgarten gehören zu den Highlights, die die Gruppen erleben dürfen. „Natürlich steht die Sicherheit bei allen Programmen an erster Stelle und deshalb gehören die regelmäßigen Checks und Wartungen im Hochseilgarten unter anderem zu meinen Aufgaben“, erklärt der Erlebnispädagoge, während er sich routiniert mit Karabiner und Seil befasst, an denen er sich selbst sichert.
In zwei Waldabschnitten können sich die Gruppen an insgesamt 15 Stationen in luftiger Höhe ausprobieren. Die eigene Grenze erfahren, Vertrauen zur Gruppe haben (die Teilnehmer*innen sichern sich gegenseitig), Konzentration, ein bisschen Mut und natürlich ganz viel Spaß versprechen die Erlebnisse im Hochseilgarten der Jugendherberge. An der „Himmelsleiter“ Balken erklimmen, um in zehn Metern Höhe anzukommen – das geht zum Beispiel nur als Teamwork. Beim „Pamper Pole“ von sieben Metern springen, während die Gruppe einen sichert, ist meistens erstmal ein komisches Gefühl. Umso stolzer sind die Springer hinterher, wenn sie über sich hinausgewachsen sind. Auf der „Riesenschaukel“ hin- und herschwingen – das fühlt sich fast an wie Fliegen. „Wir haben einen guten Mix aus Stationen, die die Teilnehmer*innen auf unterschiedliche Art und Weise herausfordern. Die meisten gehen schon mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein aus dem Programm – aber eben auch mit dem Gefühl, sich untereinander vertrauen zu können. Und das ist uns ganz wichtig! Denn das, was hier beim Erlebnis empfunden wird, soll im besten Falle natürlich auch in den Alltag transportiert werden“, so Jan Bockhorn.
Alle drei Monate unterzieht der hoch3-Niederlassungsleiter dem Hochseilgarten einen Check, einmal im Jahr steht eine große Inspektion an. Zusätzlich sind alle Erlebnispädagog*innen darauf geschult, die Anlagen und das Material bei jeder Nutzung im Blick zu halten. So ist Bockhorn zum Beispiel ein Baum aufgefallen, der ihm Sorgen machte: „Es kann sein, dass dieser Baum nicht ganz gesund ist. Das halten wir jetzt mal im Blick und haben die Riesenschaukel vorsichtshalber an einem anderen Ort aufgebaut.“
Höhe macht dem 28-Jährigen nichts aus, er bewegt sich in acht Metern genau so sicher wie auf dem Erdboden. Die jahrelange Erfahrung und das Vertrauen in die Systeme geben dem Erlebnispädagogen die dazu notwendige Sicherheit. „Ich klettere einfach schon immer gerne und bin gerne weit oben“, lacht Bockhorn.
Bei den Checks klettert er an den Stationen hoch, begutachtet alle Bauteile, kontrolliert Verschraubungen und protokolliert seine Arbeitsschritte. Notwendige Aufgaben, die dafür sorgen, dass sich die Teilnehmenden sicher fühlen. „Die Arbeit mit den Gruppen macht einfach wahnsinnig viel Spaß. Es ist so schön zu sehen, wie ernst Kinder es nehmen, wenn sie bei uns sind. Sie fokussieren und konzentrieren sich, sind sich der Verantwortung bewusst“, berichtet der 28-Jährige. Dabei wird mit den individuellen Grenzen behutsam vorgegangen: „Wir ermutigen zwar, aber es wird niemals Zwang geben. Jede*r darf soweit gehen, wie er oder sie es sich zutraut. Wir gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen, dass es funktioniert und dass die Teilnehmenden es schaffen können.“ Das Schönste an der Arbeit als Erlebnispädagoge? „Unsere Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei ihren Erfolgen zu begleiten. Wir sind dabei, wenn die Menschen über sich hinauswachsen und das verliert nie an Faszination!“
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Jule Schäfer
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